Hunderte von Innovatorinnen und Innovatoren, Pionierinnen und Pioniere aus Forschung, Klinik und Industrie sowie politische Entscheidungsträger aus ganz Europa verbindet eine gemeinsame Vision, mit der sie die Gesundheitsversorgung verbessern wollen. In zwei Veröffentlichungen – einer Perspektive in der Zeitschrift Nature und der LifeTime Strategic Research Agenda (SRA) – präsentieren sie nun eine detaillierte Roadmap.
Sie beschreibt, wie man neueste wissenschaftliche Durchbrüche und Technologien bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre nutzen kann, um menschliche Zellen lebenslang zu verfolgen (LifeTime), ihren Zustand zu verstehen und kranke Zellen gezielt zu behandeln.
Die LifeTime-Initiative, zu der auch Prof. Dr. Joachim L. Schultze, Direktor der gemeinsamen Platform PRECISE (Platform for Single Cell Genomics and Epigenomics) am LIMES-Institut der Universität Bonn und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), sowie Direktor des Forschungsbereichs System Medizin am DZNE, gehört, hat eine Strategie entwickelt, um die maßgeschneiderte Behandlung in fünf großen Krankheitsfeldern voranzubringen: Krebs, neurologische, infektiöse und chronisch-entzündliche Krankheiten sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Ziel ist eine neue personalisierte Medizin in ganz Europa, die Abweichungen in einzelnen Zellen erkennt und eingreift, bevor Symptome entstehen, die Krankheit also abfängt. Sie hat das Potenzial, die Therapieergebnisse zu verbessern und die Behandlung kostengünstiger zu gestalten. Sie wird außerdem grundlegend verändern, wie eine Patientin oder ein Patient die Gesundheitsversorgung erlebt.
Der Nature-Artikel „LifeTime and improving European healthcare through cell-based interceptive medicine“ und die LifeTime Strategic Research Agenda (SRA) erläutern, wie diese Technologien rasch gemeinsam entwickelt, in die klinische Praxis überführt und auf die fünf wichtigsten Krankheitsbilder angewendet werden sollten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen europäischen Infrastruktur- und Forschungseinrichtungen, Kliniken und der Industrie ist unerlässlich, um im Rahmen der LifeTime-Initiative große Mengen an medizinischen Daten über die Grenzen Europas hinweg zu generieren, auszutauschen und zu analysieren. Die Initiative befürwortet eine ethisch verantwortungsvolle Forschung zum Nutzen der Bürgerinnen und Bürger in ganz Europa.
Publikation: Rajewsky N, Almouzni G, Gorski SA, Aerts S, Amit I, Bertero MG, Bock C, Bredenoord AL, Cavalli G, Chiocca S, Clevers H, De Strooper B, Eggert A, Ellenberg J, Fernández XM, Figlerowicz M, Gasser SM, Hubner N, Kjems J, Knoblich JA, Krabbe G, Lichter P, Linnarsson S, Marine JC, Marioni J, Marti-Renom MA, Netea MG, Nickel D, Nollmann M, Novak HR, Parkinson H, Piccolo S, Pinheiro I, Pombo A, Popp C, Reik W, Roman-Roman S, Rosenstiel P, Schultze JL, Stegle O, Tanay A, Testa G, Thanos D, Theis FJ, Torres-Padilla ME, Valencia A, Vallot C, van Oudenaarden A, Vidal M, Voet T; LifeTime Community, The LifeTime initiative and the future of cell-based interceptive medicine in Europe. Nature 2020 Sep 7. doi: 10.1038/s41586-020-2715-9. [Epub ahead of print]
Pressemitteilung des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft: https://www.mdc-berlin.de/de/news/press/mit-zellbasierter-medizin-krankheiten-abfangen